Vier individuell angefertigte Knochenblöcke in Oberkiefer transplantiert

Knochenaufbau im gesamten Oberkiefer Innovatives Verfahren in der Niliusklinik

Dortmund, September 2014 – Knochendefekte oder zu wenig Knochensubstanz im Kiefer, das ist für viele Menschen ein Problem und schränkt ihre Lebensqualität ein. Sie leiden darunter, dass bei ihnen keine Zahnprothese mehr richtig hält. Häufig wünschen sie sich festsitzenden Zahnersatz auf Implantaten. Mit einem gezielten, individuell angepassten Aufbau von Kieferknochen bietet die Dortmunder Niliusklinik in vielen Fällen eine sichere Lösung. Mit einem neuartigen Verfahren hat jetzt Dr. med. Dr. med. dent. Manfred Nilius M.Sc. den kompletten Oberkieferknochen eines Patienten mit Spendermaterial neu aufgebaut. Auf die sonst übliche Entnahme von Knochen aus dem Beckenkamm des Patienten konnte er dabei verzichten.

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Das Video veranschaulicht einen Knochenaufbau im gesamten Oberkiefer mit vier Knochenblöcken aus Spendermaterial. Video: botiss dental

Der Kieferknochen hatte sich bei dem Patienten, der seit Jahrzehnten eine Zahnprothese trug, stark zurückgebildet. Bei ihm waren nur noch wenige Millimeter an Kieferknochensubstanz vorhanden. Mit einer innovativen Operationsmethode hat der Dortmunder Zahnarzt und Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie für den Patienten individuell angefertigte Knochenblöcke aus Spendermaterial in den Oberkiefer transplantiert.

Knochenentnahme beim Patienten entfällt

Bislang wurde beim konventionellen Knochenaufbau während eines chirurgischen Eingriffs im Vorfeld häufig Knochenstücke aus dem Beckenkamm des Patienten entnommen, um diese dann in den Kiefer einzusetzen. Durch das innovative Verfahren kann auf die Knochenentnahme beim Patienten und damit auch auf unnötige Schmerzen verzichtet werden.

„Heute können wir Knochenblöcke dreidimensional so rekonstruieren, dass sie den individuell vorhandenen Kieferknochen optimal ergänzen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Nilius. In dem aktuellen, besonderen Fall ging es darum, nicht nur Teile des Oberkiefers, sondern den gesamten Oberkieferknochen neu aufzubauen. Der Patient, ein langjähriger Träger einer Oberkiefer-Prothese, entschied sich für den Eingriff, weil bei ihm der Halt der Prothese aufgrund des geschwundenen Knochens gefährdet war. Nach dem gelungenen Knochenaufbau will er zukünftig auf seine Prothese verzichten. Festsitzender, von Implantaten getragener Zahnersatz soll dann bei ihm für den richtigen Biss sowie mehr Sicherheit und Genuss sorgen.

Nachgewachsener Kieferknochen bietet stabile Basis

Für die komplette Versorgung des Oberkiefers hat Prof. Dr. Dr. Nilius insgesamt vier individuell angefertigte Knochenblöcke eingesetzt, die exakt zueinander und zu den Kieferverhältnissen des Patienten passen. „Wir haben bei dieser Methode keinen Spalt zwischen Knochenblöcken und können sehr präzise arbeiten. Zudem können wir die Operationszeit für den Patienten verkürzen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Nilius. „Wir benutzen das aufbereitete Präparat als Leitstruktur, so dass der Körper dort eigene Knochenzellen hineinbringen kann.“ Nach und nach werden die eingebrachten Knochenblöcke durch den körpereigenen Knochen des Patienten ersetzt. Nach rund einem halben Jahr ist der Knochen komplett nachgewachsen. Er bietet dann wieder eine stabile Basis – auch für das Setzen von Implantaten.

Für diese Methode fertigt die Niliusklinik mit Hilfe der Digitalen Volumentomographie (DVT) ein dreidimensionales Röntgenbild vom Kiefer und den Zähnen des Patienten an. Daraus wird ein digitaler 3D-Datensatz gewonnen, der die individuellen Verhältnisse in Mund und Kiefer des Patienten dreidimensional darstellt. Per Computer lässt sich aus diesem Datensatz der beim Patienten fehlende Kieferknochen exakt berechnen.

3D-Planungssoftware entwirft Knochenblock

Mit Hilfe einer 3D-Planungssoftware wird dann ein passender Knochenblock entworfen. Aus diesem Datensatz wird ein patientenindividueller allogener Knochenblock gefräst, der direkt in den defekten Kieferknochen eingesetzt werden kann. Die sogenannte maxgraft® bonebuilder Technologie wird von dem deutschen Unternehmen botiss dental GmbH mit Sitz in Berlin angeboten. Durch diese Technologie entfällt beim Patienten die Entnahme und manuelle Anpassung von autologen Transplantaten. „Autolog“ bedeutet im medizinischen Sprachgebrauch „zu dem selben Individuum gehörig“, „allogen“ bedeutet „von einem anderen Individuum derselben Spezies.“

Zur Herstellung der allogenen Knochenblöcke wird ausschließlich Spendermaterial aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verwendet. Die Spende von humanem Gewebe ist nur nach erfolgter schriftlicher Einwilligung durch den Spender, nach umfassender Anamnese sowie nach negativer Testung auf Infektionskrankheiten möglich, erklärt botiss biomaterials. Zudem besteht die Möglichkeit, die allogenen Knochenblöcke mit Knochenwachstumshormonen zu impfen. Damit kann der Heilungsprozess im Knochen beschleunigt werden.

Fortbildungsveranstaltung für Oral- und Kieferchirurgen

Zwölf Oralchirurgen und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen aus Nordrhein-Westfalen verfolgten den Eingriff in der Niliusklinik. Bei dem ausgebuchten „Hands-on-Kurs“ der Niliusklinik für erfahrene Implantologen wurden die Bilder aus dem OP-Raum von einer Kamera aufgenommen und live in einen Nebenraum übertragen. Per Mikrofon erläuterte Prof. Dr. Dr. Nilius den Medizinern die einzelnen Schritte der neuartigen Operationsmethode. Zudem konnten die anwesenden Chirurgen während des rund zweistündigen Eingriffs Fragen stellen, die ebenfalls per extra geschalteter Audioleitung in den OP übertragen wurden. Nach der erfolgreichen Operation tauschte sich Dr. Nilius zum Abschluss der Fortbildungsveranstaltung mit seinen Fachkollegen über den konkreten Fall und innovative Möglichkeiten der Knochenrekonstruktion aus.

Video: Lokalzeit aus Dortmund vom 18.09.2014 – Kiefer-Operation

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